London Spirit
Auf der Suche nach ….
Zuflucht.
Schutz.
Sicherheit.
Freiheit.
Recht.
Respekt.
Toleranz.
Anerkennung.
Familie.
Freunde.
Liebe.
Kommunikation.
Information.
Wärme.
Kleidung.
Nahrung.
Gesundheit.
Schlaf.
Wohnraum.
Einkommen.
Leben mit Perspektive.
„Jungle“ in Calais – eine Parallelwelt
Ich bin wieder zu Hause. Avicenna-Hilfswerk e.V. habe ich bei ihrer Spendenaktion
in den Weihnachtstagen nach Calais begleitet. Gesammelte Hilfsgüter,
sowie Lebensmittel wie z.B. Fladenbrote kamen den Menschen und
der Hilfsorganisation Care4Calais vor Ort zu Gute.
Als wir ankamen waren wir geschockt. Geschockt von einer wirklich existierenden
Parallelwelt – dem größten Flüchtlingslager in West-Europa.
Um diesen Ort zu erreichen, sind nur wenige Fahrtstunden von Köln nötig.
Menschen, die ein sicheres Leben in Frieden suchen, leben in einem Slum.
Man nennt den Ort auch “Jungle”, eine ehemalige Mülldeponie am Strand,
auf der Geflüchtete in Dreck und Schlamm unter unmenschlichen Bedingungen leben.
Sie leben in Zelten oder in provisorischen Hütten.
Neben der hochachtungsvollen Unterstützung der ehrenamtlichen Helfer der
Nichtregierungsorganisationen, fangen die Bewohner an, sich selbst zu organisieren.
Wenn man es sich leisten kann, kann man im “Jungle” theoretisch alles bekommen.
Eine heiße Dusche („Hamam“ ) kostet 12 €.
Zwielichtige Strukturen wurden geschaffen, sodass Bewohner sich innerhalb dieses Gebietes
nicht mehr sicher fühlen können. Es gibt zahlreiche provisorische kleine Läden,
Restaurants, Friseure, eine Kirche, selbst Diskotheken sind vorhanden.
Zwischen 5.000 und 7.000 Menschen leben seit Tagen, Wochen oder sogar Monaten
im “Jungle”, in der Hoffnung auf ein besseres Leben in England.
Fast täglich nehmen sie lebensgefährliche Wege in Kauf, um die Grenze zu überqueren.
Jedoch ist fast jeder Versuch das Land zu verlassen unmöglich. Das Gelände ist umzingelt
von der Polizei. Überall sind Wachposten aufgestellt, die bereit sind Gewalt anzuwenden.
27. Dezember 2015
„Grande-Synthe Camp“ in Dunkirk ist eine humanitäre Kathastrophe.
Dunkirk ist 30km entfernt von Calais. Die Fahrtzeit beträgt nur 3 ½ Stunden.
„Grande-Synthe-Camp“ ist ein zentral gelegender Park und ist nur einen
Katzensprung von der wohlgesitteten Wohnsiedlung in Dunkirk entfernt.
Mir war nicht bewusst, dass ein Ort schlimmer sein kann als „Jungle“.
Aber es kann. Die Bewohner des Grand-Synthe-Camps haben auch das Ziel England zu
erreichen. Sie leben unter noch
schlechteren Bedingungen – mehr Dreck, mehr Schlamm und über 2.000 Menschen
leben in einem Park mit weniger als 30 Toiletten und nur zwei Wasserstationen.
Sie frieren in ihren Zelten in der eisigen Kälte.
Das Camp ist eine humanitäre Katastrophe. Es ist fürchterlich zu sehen, wie geflüchtete
Menschen, mit der Hoffnung auf ein besseres Leben, in solch menschenunwürdigen
Verhältnissen leben. Ich schäme mich für die Regierung, die diesen Zustand zulässt.
Ich danke all den freiwilligen Helfern, Nicht-Regierungs-Organisationen und Spendern,
die sich verantwortlich fühlen, den Menschen mit Herz und Seele zu helfen.
17. Januar 2016
Nach Weihnachten hatte ich das Bedürfnis herauszufinden, wie der Zustand des Flüchtlingscamps
in Dunkirk war. Zusammen mit meinem Partner wollten wir den Ort besuchen, der sich in meinem
Kopf eingebrannt hatte. Über Facebook haben wir die Nicht-Regierungsorganisation Kesha Niya
kontaktiert, die sich der Grundversorgung der Bewohner gewidmet hat, um unsere freiwillige Hilfe
über Sylvester anzubieten. Ohne Rückmeldung und ohne festen Plan haben wir uns auf den Weg
gemacht in der Hoffnung, dass unsere Hilfe willkommen ist. Wir stellten fest, dass der Ort nicht
mehr existierte und weniger als 10 km ein neues Camp namens „La Linière“ errichtet wurde. Wir
wurden herzlich von allen Helfern von Kesha Niya empfangen und konnten bei der Holzausgabe,
Essensvorbereitungen und -Ausgaben unsere Unterstützung anbieten. Es war unbegreiflich, dass
keine freiwilligen aus Frankreich vor Ort waren, vielleicht wussten sie nicht, dass dieses Camp
existierte? Denn „Jungle“- Calais und Dunkirk wurden geräumt und verschwanden aus den Medien.
Jedoch war es wundervoll zu sehen, dass Helfer aus aller Welt (Alaska, Schottland, Wales, Italien,
Deutschland uvm.) sich bereit erklärten den Weg nach Frankreich auf sich zu nehmen um im Camp
mit 1500 Bewohnern zu helfen. Der Zustand des Camps war zwar besser als ein Jahr zuvor im
„Grande-Synthe“, jedoch immer noch unzumutbar. Die Menschen wohnten nun in ca. 5qm
Holzhütten mit bis zu 7 Personen, das Holz war zum heizen knapp und der Schimmel in den Hütten
verbreitete sich konstant.
Januar 2017
Im April 2017 gab es im Camp „La Linière“ ein Feuer, das komplette Camp brannte nieder und die
Bewohner haben erneut ihr Zuhause verloren …